top of page

Ist Nidwalden 2024 sicherer geworden? Ein kritischer Blick auf die Zahlen offenbart worüber niemand redet - weniger Sicherheit

  • Autorenbild: Philippe
    Philippe
  • 10. Juli
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 13. Juli

Art der Widerhandlungen in Nidwalden

Wenn Ressourcen begrenzt sind, hängt die Sicherheit unmittelbar von richtig gesetzten Prioritäten ab. Doch was passiert, wenn diese Prioritäten falsch gesetzt werden? Nidwalden liefert dafür aktuell ein Paradebeispiel. Während im Jahr 2024 beachtliche CHF 41,4 Mio. (+CHF 5 Mio.) aus Verkehrskontrollen in die Staatskasse flossen – ein 14-faches der eingesetzten Personalkosten –, nahm gleichzeitig die Kriminalität deutlich zu. Vermögensdelikte, Cyberkriminalität und sexuelle Übergriffe haben um über 40 % zugenommen.

Entwicklung des Bussenertrags in Nidwalden
Rekordeinnahmen mit Bussen - CHF 41.4 Mio.
Kriminalität Nidwalden

Ein Blick auf die Entwicklung des Bussenertrags im Verhältnis zur Anzahl der Übertretungen zeigt eine sinkende Effizienz. Der zunehmende Kontrollaufwand bringt immer weniger Ertrag pro Busse – dies deutet darauf hin, dass sich die steigende Zahl der Kontrollen zunehmend auf geringfügige Verstösse konzentriert – denn schliesslich müssen die Kontrollen auch gerechtfertigt werden.

Das mag finanziell attraktiv für die Staatskasse sein, trägt jedoch wenig zur öffentlichen Sicherheit bei. Gleichzeitig verursacht diese steigende Kontrollzahl erheblichen Mehraufwand für andere Ämter. So blähen sich die Behörden selbst auf, indem sie die Legitimation für zusätzliches Personal durch den von ihnen selbst erzeugten Mehraufwand schaffen.

Die negative Busseneffizienz in Nidwalden
Die Kontrollwut der Polizei zeigt eine sinkende Ertrag/Busse Verhältnis, was auf geringfügige Verstösse hinweist.

Die unterbesetzte KAPO gefährdet nicht die Sicherheit in Nidwalden 2024

Im Rahmen des Projekts «KAPO 2030» baut die Justiz- und Sicherheitsdirektion (JSD) den Personalbestand der Kantonspolizei von aktuell 76.8 um 27.2 auf 104 Vollzeitstellen (FTE) aus. Dies entspricht einem Anstieg um 35 % – eine strategische Massnahme, um langfristig die Sicherheit der Nidwaldner Bevölkerung zu gewährleisten.

Wendet man die Fluktuationsrate von 2024 (8.8 %) für die Jahre 2025 bis 2030 an, müssen allein zur Sicherung des laufenden Betriebs zusätzlich 32.6 FTE ersetzt werden. Um die gesteckten Ziele zu erreichen, müssten bis spätestens 2028 (aufgrund der zweijährigen Ausbildungszeit) rund 40 neue Polizistinnen und Polizisten ausgebildet werden – etwa 10 Personen pro Jahr. Ein realistisches, aber äusserst anspruchsvolles Ziel.

Kennzahl

FTE

Zielbestand 2030

104

Bestand Ende 2024

76.8

Lücke bis 2030

27.2

Fluktuation bis 2030 (8.8%)

~32.6

Total nötige Neueintritte

~60

Auszubildende effektiv 2024

18 Personen (Ausscheidungsrate 10%)

Noch fehlend bis 2030

42


Ein Viertel der gesamten Polizeikapazität wird derzeit für Verkehrskontrollen aufgewendet. Wer die Entwicklung der Kriminalität mit Personalmangel rechtfertigt, hat das eigentliche Problem nicht verstanden. Bei Personalmangel muss die Schwerpunktsetzung in der Planung auf die Kernelemente des Auftrags gerichtet sein. Ist dies nicht der Fall, wird die wirkliche Sicherheit zur Nebensache. Die Bevölkerung nimmt die Polizei zwar als präsent wahr, doch diese Präsenz ist in Wahrheit eine kostspielige Illusion – auf Kosten der Bevölkerung. Polizeiarbeit sollte in erster Linie der Sicherheit dienen und nicht vorrangig der Staatskasse.


Diese falsche Prioritätensetzung wurde von der Regierung vorgegeben und vom Parlament widerspruchslos hingenommen. Auch in den Medien ist nichts darüber zu lesen. Die Bevölkerung muss also akzeptieren, dass der Staat so weiterhin die Staatskasse füllt.
Einsatzstunden für Verkehrskontrollen
Kontrollstunden : Gesamtkapazität KAPO NW

Echte Sicherheit entsteht nicht am Strassenrand, sondern durch gezielte Prävention, schnelle Reaktion und Vertrauen zwischen Polizei und Bevölkerung. Verkehrskontrollen allein mögen für den Staat finanziell lukrativ sein – aber Kriminelle beeindruckt das nicht.


Nidwalden steht jetzt vor einer Entscheidung: weiterhin kurzfristige Einnahmen maximieren oder langfristig echte Sicherheit und Vertrauen schaffen? Die Antwort wäre offensichtlich – eigentlich. Doch das Parlament scheint dies noch nicht verstanden zu haben. Es ist höchste Zeit, diese Prioritäten klar zu benennen und vor allem richtig zu setzen – bevor aus der Sicherheitsillusion bitterer Ernst wird.


Wer glaubt noch ernsthaft daran, dass KAPO für Kantonspolizei steht? Längst hat sie sich zur Kontrolamtpolizei entwickelt. Es liegt an Bevölkerung, Medien und Politik, diesen gefährlichen Irrweg zu korrigieren.


KAPO bedeutet neu KontrollAmtPOlizei

Ist Nidwalden 2024 sicherer geworden?

Nein! Trotz Rekordeinnahmen aus Verkehrskontrollen ist die Kriminalität stark angestiegen. Statt echte Sicherheit zu schaffen, konzentriert sich die Polizei zunehmend auf geringfügige Verstösse – zulasten der Prävention, Reaktion und des Vertrauens in die Sicherheitsbehörden. Die Zahlen belegen: Nidwalden hat 2024 an Sicherheit verloren.



Das interaktive Dashboard zu Sicherheit in Nidwalden



Kommentare

Mit 0 von 5 Sternen bewertet.
Noch keine Ratings

Rating hinzufügen
bottom of page