MFN-Zollsätze
- Philippe

- 21. Aug.
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MFN-Zollsätze sind die „Normalzölle“, die ein WTO-Mitglied jedem anderen WTO-Mitglied mindestens einräumt – Most-Favoured Nation (= Meistbegünstigung). Es ist die Baseline, sofern es keine Sonderpräferenz (Freihandelsabkommen, Entwicklungspräferenzen) gibt.
Was heisst das konkret?
Gleichbehandlung: Länder müssen der Schweiz denselben „Standardzoll“ geben wie anderen, ausser es gibt ein FTA oder Sonderprogramm.
Produktbezogen: Der MFN-Satz hängt vom Tarifcode (HTS/HS) ab; es gibt ad-valorem-Sätze (z. B. 5 % vom Zollwert) und spezifische Sätze (z. B. CHF 0.40 pro Stück). Manche Positionen kombinieren beides (z. B. Uhren: Stückzoll plus Prozentsatz auf Teile).
„Applied“ vs. „Bound“:
Bound rate = WTO-Obergrenze, zu der sich das Land verpflichtet.
Applied rate = tatsächlich erhobener MFN-Satz (oft unter der Bound-Rate).
Kein Ersatz für Zusatzabgaben: Anti-Dumping/Antisubventions-Zölle, Schutzmassnahmen (§ 232 Stahl/Alu) oder jetzt der neue 39 %-Aufschlag sind on top der MFN-Sätze.
Die Relevanz für die Schweiz im Zusammenhang mit der USA
Die Schweiz hat kein US-Freihandelsabkommen → Schweizer Waren zahlten bisher in der Regel die US-MFN-Sätze (oft niedrig; Pharma/IT vielfach 0 %, Textil/Schmuck höher).
Mit dem neuen 39 %-Zoll ab August 2025 bleibt der MFN-Satz die Basis, auf die zusätzlich aufgeschlagen wird – ausser für ausgenommene Produktcodes (z. B. gewisse Elektronik) oder Pharma (vorerst).
Rechnen in der Praxis
Ad-valorem: Zoll = MFN-% × Zollwert (meist FOB/Ex-Works-nah).
Spezifisch: Zoll = Tarif pro Einheit × Menge.
Kombiniert: beide Anteile addieren.
Mit 39 %-Zoll: Gesamtzoll = MFN (+ evtl. andere Zusatzzölle) + 39 % auf den zollpflichtigen Teil, sofern keine Ausnahme greift.



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