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US-Zölle von 39 %: Was das für die Schweiz bedeutet

  • Autorenbild: Philippe
    Philippe
  • 20. Aug.
  • 2 Min. Lesezeit

Von CHF 53 Mrd. US-Exporten sind CHF 19 Mrd. effektiv zollpflichtig. Daraus resultiert ein potenzieller Zollbetrag von CHF 7,41 Mrd. pro Jahr – Geld, das vollständig in die US-Kasse fliesst. Am stärksten betroffen sind Präzisionsinstrumente/Uhren, gefolgt von Maschinen/Apparaten. Für die Schweiz wirkt der Schock indirekt: über Marge, Investitionen, Jobs und Steuereinnahmen.


US-Zölle von 39 %: Was das für die Schweiz bedeutet

US-Zölle von 39 %: Was das für die Schweiz bedeutet

US-Zölle von 39 %: Was das für die Schweiz bedeutet

Was die Simulation zeigt (Exportgrundlage 2024)

  • Gesamtexporte USA: 53 Mrd. CHF

  • Zollpflichtiger Anteil (nach Ausnahmen): 19 Mrd. CHF

  • Simulierter Zoll (39 %): 7,41 Mrd. CHF


Betroffene Warengruppen (Anteil am Zollsimulationswert):

Rang

Warengruppe

Exportwert

Sim. Zoll 39%

Anteil

1

Präzisionsinstrumente, Uhren, Bijouterie

~10,18 Mrd.

3,97 Mrd.

53,6 %

2

Maschinen, Apparate, Elektronik

~4,33 Mrd.

1,69 Mrd.

22,8 %

3

Land‑/forstwirtschaftliche Produkte

~1,59 Mrd.

0,62 Mrd.

8,4 %

4

Metalle

~1,21 Mrd.

0,47 Mrd.

6,4 %

5

Fahrzeuge

~0,79 Mrd.

0,31 Mrd.

4,2 %

6

Leder/Kautschuk/Kunststoffe

~0,31 Mrd.

0,12 Mrd.

1,6 %

7

Textilien/Bekleidung/Schuhe

~0,18 Mrd.

0,07 Mrd.

0,9 %

8

Verschiedene Waren

~0,15 Mrd.

0,06 Mrd.

0,8 %

9

Energieträger

~0,10 Mrd.

0,04 Mrd.

0,5 %

10

Papier/Papierwaren/grafische Erzeugnisse

~0,08 Mrd.

0,03 Mrd.

0,4 %

11

Steine und Erden

~0,05 Mrd.

0,02 Mrd.

0,3 %

Lesart: Über die Hälfte der potenziellen Zolllast fällt allein auf Präzisionsinstrumente/Uhren. Maschinen/Apparate liefern ein weiteres gutes Fünftel – hier ist die betriebswirtschaftliche Sprengkraft hoch.

Warum nur 19 Mrd. CHF zollpflichtig sind

  • Ausnahme Pharma: Ein grosser Teil der CH‑US‑Exporte ist (vorerst) ausgenommen.

  • Gezielte Elektronik‑Ausnahmen: Bestimmte HTS‑Codes (u. a. Halbleiter/ICs, einige ADP‑/Telekom‑Positionen) sind nicht vom 39‑%‑Zoll erfasst.

  • Wesentlich: Medizintechnik fällt nicht unter die Ausnahmen. Gleiches gilt für Uhren/Schmuck, weite Teile von Maschinen/Komponenten sowie Agrar, Metalle, Fahrzeuge etc.

  • Sonderregeln: US‑Inhaltsanteil ≥ 20 % reduziert die Zollbasis anteilig; Transshipment kann mit einem Aufschlag sanktioniert werden.


Vergleich zur „alten Welt“

Vor dem 39%‑Aufschlag lagen die MFN‑Zollsätze im US‑Import im Schnitt tief (Industriegüter häufig 1–3 %, Pharma/ICs 0 %). Einzelne Cluster (Textilien, Uhren/Jewelry, Fahrzeuge) hatten höhere und teils spezifische Sätze. Effektiv bedeutete das für die Schweiz:


einige hundert Millionen CHF Zolleinfuhrabgaben p. a. – kein Vergleich zu den jetzt simulierten CHF 7,41 Mrd.

Wer trägt die Last? Drei Szenarien

Die CHF 7,41 Mrd. sind US‑Zolleinnahmen. Die wirtschaftliche Last verteilt sich zwischen US‑Käufern (höhere Endpreise) und CH‑Exporteuren (niedrigere Netto‑Preise/Margen).

Szenario

Überwälzung auf US‑Käufer

Übernahme durch CH‑Exporteure

Margenverlust CH (CHF/Jahr)

Kommentar

A – Käufer tragen alles

100 %

0 %

0

Starker Mengendruck wahrscheinlich (Preissteigerung voll sichtbar).

B – Halbe/Halbe

50 %

50 %

~3,7 Mrd.

Realistisches Start‑Szenario; Preiserhöhungen + deutliche Rabattierung.

C – Exporteure tragen 2/3

33 %

67 %

~5,0 Mrd.

Hoher Margen‑/Cash‑Flow‑Stress; Risiko von Produktionsverlagerungen.

Steuern in der Schweiz: Bei Szenario B liegt der Steuerausfall (vereinfacht: effektive Unternehmenssteuer 15–18 % auf schrumpfende Gewinnbasis) grob in einer Bandbreite von 0,5–0,8 Mrd. CHF p. a. – exkl. Zweitrundeneffekte (geringere Investitionen, Löhne, Zulieferer).


Branchenbild – was jetzt wichtig wird

  • Präzisionsinstrumente/Medtech/Uhren: Höchstes Exposure. Markenstärke hilft, aber im Volumengeschäft droht Verteilungskampf. Für Medtech ist die Kombination aus regulatorischer Komplexität + Zoll besonders heikel.

  • Maschinen/Apparate/Komponenten: Selektive Ausnahmen nutzen! Prüft systematisch HTS‑Reklassifizierung, US‑Endmontage/„substantial transformation“, Lieferantennachweise (US‑Content).

  • Agrar & Metals: Preiselastischer, teils zusätzlich von bestehenden US‑Sonderzöllen tangiert; rasch Portfoliopriorisierung und Vertrags‑Repricing angehen.

  • Fahrzeuge/Teile: Doppelter Druck (MFN/Sonderzölle + 39 %). Nischen/Oldtimer‑Spezifika beachten.


Take‑aways

  • Der Schaden ist fokussiert, nicht flächendeckend: CHF 11 Mrd. der 53 Mrd. Exportbasis bleiben (dank Ausnahmen) unberührt, CHF 23 Mrd. teilweilweise und CHF 19 Mrd. treffen mit voller Wucht.

  • >75 % der potenziellen Zolllast konzentrieren sich auf zwei Warengruppen (Präzision/Uhren und Maschinen).

  • Für die Schweizer Fiskus‑/Realwirtschaft ist die indirekte Wirkung (Margen, Investitionen, Beschäftigung) entscheidend – nicht die Zolleinnahme (die fliesst in die USA).

  • Handlungsfähig ist, wer Codes kennt, Portfolios priorisiert und Preis‑/Sourcing‑Hebel sofort zieht.

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